Die Geschichte der Freien evangelischen Gemeinde in Norddeutschland

Der Zweck der Stiftung

Die Geschichte unserer Stiftung beginnt mit der im Sommer 1892 ausgebrochenen Cholera-Epidemie in Hamburg: 17.000 Menschen erkranken, 8.600 sterben. Engagierte Christen erkennen ihre Verantwortung, indem sie die Kranken versorgen und den Menschen das Evangelium von Jesus Christus verkündigen. Letzteres geschieht nach Abklingen der Epidemie im Januar 1893 in besonderer Weise durch eine dreiwöchige Evangelisation.

Durch das große Interesse beginnt eine selbstständige kirchliche Arbeit, deren erster öffentlicher Gottesdienst in einem Siechenhaus (Pflegeheim) stattfindet. Kurz darauf stellt der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg ein Grundstück zur Verfügung. Hier wird ein Gebäude errichtet, das als Siechenhaus dient und gleichzeitig Mutterhaus ist für die Diakonissen, welche für viele Jahrzehnte eine treibende Kraft unseres Werkes sein werden.

Im Jahr 1896 erkennt der Hamburger Senat das junge Werk zudem als “Milde Stiftung” an, deren Zweck wie folgt formuliert wird:

Die Stiftung fördert die Verbreitung des Evangeliums von Jesus Christus durch Gemeindearbeit, Diakonie und Mission und erfüllt damit ausschließlich und unmittelbar ihren kirchlichen Auftrag zur christlichen Nächstenliebe im Hinblick auf das Heil und Wohl der Menschen.

Vieles hat sich seitdem strukturell und organisatorisch verändert, geblieben ist die grundsätzliche Überzeugung, dass auch die Menschen in unserer Zeit praktische diakonische Hilfe und das Evangelium von Jesus Christus benötigen. Auf dem Fundament des christlichen Glaubens engagieren wir uns heute über unsere Ortsgemeinden mit ihrem diakonischen Engagement und verschiedenen Arbeitszweigen, die weit in die Gesellschaft hineinragen.

Das Zusammenspiel von Gemeinde und Diakonie unterstreicht die beiden Dimensionen des christlichen Glaubens: das Wort und die Tat. Die Tat der Liebe wird durch das Wort von der Liebe Gottes eindeutig. Das Wort von der Liebe Gottes wird durch die Tat der Liebe glaubwürdig.

Daran halten wir auch heute noch fest.

Überblick über die Geschichte der Stiftung FeGN

 

Die Anfänge: 1892 bis 1918

1892: Ausbruch einer Cholera-Epidemie in Hamburg mit etwa 8.600 Todesopfern. Engagierte Christen versorgen die Kranken und verkündigen den Menschen Gottes Wort.

1893: Eine dreiwöchige Großevangelisation findet statt. Pastor Johannes Röschmann wird zur Leitung der sich bildenden Gemeinschafts- und Diakonie-Arbeit berufen. An neun Orten in Hamburg beginnen Bibelstunden sowie die Arbeit an Suchtkranken durch das Blaue Kreuz.

1894: Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg überlässt ein Grundstück in der Frickestraße 22. Hier wird ein Siechenhaus gebaut, welches gleichzeitig Mutterhaus ist für die neu gegründete Diakonissenschaft mit acht Diakonissen.

1896: Der Senat erteilt dem jungen Werk unter dem Namen „Siechenhaus Elim“ die Anerkennung als „Milde Stiftung“.

1897: Bau des Gemeinschaftshauses am Holstenwall 21 für 1.400 Personen. Für fast hundert Jahre ist es der zentrale Versammlungsort und sein leuchtender Schriftzug „JESUS – Einer kennt dich, einer liebt dich“ bringt der Gemeinde einen zusätzlichen Bekanntheitsgrad in der Hansestadt.

1902: Nach dem frühen Tod von Johannes Röschmann übernimmt Johannes Rubanowitsch die Leitung des Werkes. Er hat bereits 1896 in großen Sälen in Hamburg evangelisiert und wird später im KZ Sachsenhausen umkommen.

1912: Berufung von Friedrich Heitmüller zum Prediger am Holstenwall. Aufgrund eines Konfliktes tritt er wenig später wieder aus und gründet die „Friedensgemeinde“.  Nach dem Ausscheiden von Rubanowitsch kehrt Heitmüller 1918 jedoch zurück und wird zum Gesamtleiter des Werkes berufen.

 

Die Ära Heitmüller: 1920 bis 1960

Ab 1920: Trotz Wirtschaftskrise wächst die Stiftung und führt Groß-Evangelisationen mit über 6.000 Zuhörern durch. Hauskreise und kleine Gemeinschaften bilden sich. Neben der zentralen Gemeindearbeit am Holstenwall dehnt sich die Gemeindearbeit weit über das Stadtgebiet hinaus aus.

1927: Eröffnung des Krankenhauses Elim mit über 200 Betten. Dieses für seine Zeit modernste Krankenhaus wird durch die großzügige Finanzierung des hanseatischen Kaufmanns Hugo Preuß möglich. Die große Diakonissen-Schwesternschaft prägt den christlichen Charakter des Hauses über Jahrzehnte.

1935: Die Gemeinde „Holstenwall“ schließt sich dem Bund Freier evangelischer Gemeinden an. Mit ihren Außenstationen hat sie zu diesem Zeitpunkt 3.200 Mitglieder und zum Diakonissen-Mutterhaus gehören 230 Diakonissen.

1936 bis 1945: Die Freie evangelische Gemeinde wird zu einer „Gemeinde in der Zerstreuung“. Friedrich Heitmüller verfasst „Seelsorgliche Briefe“, die aufgrund eines Rede- und Schreibverbotes in Schreibmaschinen-Kopien heimlich von Hand zu Hand gehen und so die Gemeinde zusammenhalten.

Ab 1945: Der Wiederaufbau der teilweise zerstörten Gemeinde- und Diakonieeinrichtungen geschieht ungehindert und erreicht bald wieder die alte Größenordnung. Friedrich Heitmüller gehört viele Jahre zum Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz.

1957: Ein großes Gelände im Niendorfer Gehege wird erworben. Das dortige „Landhaus Puls“ dient den Diakonissen bis 2017 als Mutterhaus. Seit 2003 hat die zentrale Stiftungsverwaltung dort ebenfalls ihren Sitz.

1960: Die Deutsche Evangelische Allianz ruft den amerikanischen Evangelisten Dr. Billy Graham zu Evangelisationen nach Berlin, Essen und Hamburg.

 

Wachstum und Wende: 1965 bis 1991

1965: Nach Heitmüllers Tod leitet Pastor Georg Schmidt das Werk übergangsweise.

Ab 1966: Dr. Fritz Laubach wird Leiter der Gesamtgemeinde und Pastor am Holstenwall. Es erfolgt eine Dezentralisierung der Gemeindearbeit und Stärkung der Einzelgemeinden. Pastor Schmidt wird Diakonievorsteher.

1977: Berufung von Dr. Ulrich Betz als Nachfolger von Dr. Laubach, welcher Diakonievorsteher wird.

1980: Eröffnung des Tagungs- und Erholungszentrums „Seeschloß am Kellersee“ in Eutin-Fissau.

1984: Modernisierung und Erweiterung des Seniorencentrums in der Frickestraße. Heute verfügt es über 62 Plätzen.

1985: Berufung von Schwester Ursula Pagel zur Oberin der Schwesternschaft. Sie folgt auf Schwester Hildegard Klinke.

1986: Einweihung des neuerbauten Seniorencentrums in Hamburg-Niendorf. Nach einer Erweiterung im Jahr 2018 verfügt es über 120 Plätze.

1986: Einweihung des neuerbauten Gemeindezentrums „Holstenwall“ in der Michaelisstraße, heute HAVEN genannt.

Ab 1990: Nach der Wiedervereinigung sieht die Stiftung ihre missionarische Verantwortung auch im Gebiet der ehemaligen DDR. Der spätere Arbeitskreis „Gemeindegründung und ‑erneuerung in Norddeutschland“ entsteht.

1991: Nach der Pensionierung von Dr. Laubach übernimmt Dr. Betz auch die Aufgabe des Diakonievorstehers.

 

Diakonie im Wandel: 1992 bis 2009

1992: Eröffnung des internationalen Diakoniecafés why not?. Mit mittlerweile zwei Standorten an der Hamburger Stadthausbrücke sowie in Lokstedt hat es sich zu einer vielfältigen Plattform für Begegnungen, praktische Hilfen und Kursen entwickelt, die Menschen aus vielen Kulturen zusammenbringt.

1995: Pastor Erhard Baum folgt als Gemeindeleiter auf Dr. Betz, welcher Diakonievorsteher bleibt. Gemeindegründungen erhalten eine hohe Priorität und die Strukturen der Gemeinde werden gestärkt durch das Bilden von neuen Arbeitskreisen und den Neubau zahlreicher Gemeindehäuser.

1995: Mit „ELIM mobil“ geht in Hamburg-Hamm ein ambulanter Pflegedienst an den Start. Mit vielfältigen Leistungen werden nun pflegebedürftige Menschen in ihrem vertrauten Zuhause unterstützt.

1999: Uwe Winkelmann tritt als Verwaltungsleiter für den Bereich der Stiftung in die Fußstapfen des langjährigen Geschäftsführers Otto Buchholz.

2001: Jörg Spriewald wird Diakonieleiter.

2001: Die Umbenennung von „Stiftung Elim“ in „Stiftung Freie evangelische Gemeinde in Norddeutschland“ verdeutlicht einerseits die Verankerung der Diakonie in der Gemeinde. Außerdem wird damit die Zugehörigkeit zum Bund Freier evangelischer Gemeinden stärker zum Ausdruck gebracht.

2003: Das Krankenhaus Elim wird an zwei Diakoniewerke verkauft und später zum „Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg“ zusammengeführt.

2006: Verkauf des Seeschlosses am Kellersee.

2008: „ELIM mobil“ Norderstedt nimmt seinen Dienst auf.

2009: Einweihung des neuerbauten Seniorencentrums in Hamburg-Bergedorf mit 128 Plätzen.

 

Neue Wege: 2011 bis heute

2011: Pastor Reinhard Spincke übernimmt die Gemeindeleitung und ist zugleich als Sekretär des Bundes Freier evangelischer Gemeinden für die Region Nord und als Mitglied des Stiftungsvorstandes tätig.

2013: Die Gemeinde in Schwarzenbek eröffnet ein Haus, in dem fünf junge Mütter mit ihren Kindern für einige Zeit leben und fachlich-pädagogische Unterstützung bekommen können. Nach einem Neubau im Jahr 2018 erhöht sich die Kapazität auf 12 Plätze und auch Väter können das Angebot jetzt nutzen.

2013: Eine bereits bestehende Hospizarbeit wird als „ELIM Hospizdienst“ in die Stiftung integriert. Über 30 eigens ausgebildete Ehrenamtliche begleiten schwerstkranke und sterbende Menschen sowie deren Angehörige in der Zeit des Abschieds zuhause, in stationären Pflegeeinrichtungen und in einer Hamburger Klinik.

2013: Die Stiftungsleitung wird umstrukturiert in einen hauptamtlichen Vorstand und einen ehrenamtlichen Stiftungsrat.

Seit 2016 ist Stefan Warnke Diakonieleiter.

Seit 2019 ist Michael Hanelt Finanzvorstand.

2019: „ELIM mobil“ Hamburg-Farmsen nimmt seinen Dienst auf.